Erstes Energie-Plus-Klärwerk Deutschlands in Grevesmühlen

Inhaltliche Beschreibung

Kläranlagen sind in vielen Kommunen die größten Energieverbraucher. Nicht so in Grevesmühlen. Der Zweckverband Wasserversorgung und Abwasserbeseitigung Grevesmühlen erfüllt auf einer Fläche von fast 700 km² die Aufgaben für seine 34 Gründungsgemeinden, nämlich die Trinkwasserversorgung und Abwasserentsorgung mit 4 Wasserwerken, 19 Druckerhöhungsstationen, 8 Trinkwasserspeichern, 31 Kläranlagen und 210 Abwasserpumpwerken für über 120.000 Einwohner und Einwohnergleichwerte für Gewerbe‑ und Industrie. Der Strombedarf im Jahresmittel der letzten 10 Jahre lag bei ca. 5.600.000 kWh, sodass die Motivation zur Eigenstromerzeugung erheblich ist.

Bereits 2002 konnte durch die Klärgasproduktion aus einem zentralen Schlammbehandlungskonzept für alle 31 Kläranlagen mit Hilfe von BHKWs erstmalig in Deutschland ein Eigenversorgungsgrad für die Stromversorgung von 103 % im Klärwerk Grevesmühlen realisiert werden. Durch diesen zentralisierenden Ansatz der Behandlung aller Schlämme der Verbandskläranlagen am Standort Kläranlage Grevesmühlen stieg die Energieproduktion beachtlich.

Seit 2013 wird mit einem Energieversorgungsunterneh­men als Bilanzkreisführer auf der Grundlage einer Genehmigung vom Hauptzollamt die Durchleitung von Strom über das Arealnetz des Klärwerkes hinaus vollzogen. Das „Grevesmühlener Modell“ war geboren. Chemisch gebundene Energie wird per Achse zur zentralen Schlammbehandlung nach Grevesmühlen und der erzeugte Strom wieder zurück an die entsprechenden Anlagen mittels Durchleitung geführt. Fast der gesamte Eigenverbrauch des letzten Jahres konnte gedeckt werden.

Flankiert wird dieser Hauptprozess durch eine Photovoltaikanlage auf den Dächern des größten Wasserwerkes des Verbandes, die Beheizung des Verbandsgebäudes aus Abwasserwärme sowie der 100%igen Nutzung der Abwärme aus dem BHKW-Betrieb. Dazu gibt es in Zusammenarbeit mit den Stadtwerken eine Vermarktung der restlichen Abwärme. Eine Verbindung des Nahwärmenetzes „Klärwerk Grevesmühlen“ mit dem Fernwärmenetz der Stadtwerke Grevesmühlen ist für die nächsten Jahre geplant.

Auf der Basis des Jahres 2018 konnten die folgend genannten Tonnen CO2‑Äquivalente eingespart werden:

  • aus Produktion von 5,83 GWh regenerativem Strom über 3.133
  • durch den Einsatz grüner Wärme im Nahwärmenetz Klärwerk Grevesmühlen 1.008

Die Energiegewinnung ist ein Nebenprodukt der Abwasserreinigung. In kleineren Anlagen (unter 100.000 Einwohnerwerten) galt dies bis vor kurzem als unwirtschaftlich. Mit dem Energie-Plus-Klärwerk Grevesmühlen auf Basis des „Grevesmühlener Modells“ konnte nachgewiesen werden, dass erheblich mehr regenerative Energie aus der Abwasserbehandlung zur Eigenbedarfsdeckung eingesetzt werden kann, um die CO2-Bilanz zu verbessern.

Des Weiteren wird mit der voraussichtlichen Inbetriebnahme der thermischen Klärschlammverwertung in Rostock im Jahre 2024 auch die derzeit in Grevesmühlen nicht nutzbare Wärmeenergie einsetzbar, indem durch dezentrale Trocknung in Grevesmühlen die Energie chemisch gebunden wird und somit nicht mehr vernichtet, sondern für das Fernwärmesystem in Rostock bereitgestellt werden kann. Eine weitere CO2-Einsparung ergibt sich hierbei aus der Transportoptimierung.

Folgende Einsparungen an Tonnen CO2-Äquivalente sind geplant:

  • aus dem geminderten Transportaufwand 21,2
  • durch Abwärme gestützte Trocknung im Fernwärmenetz Rostock 482 und
  • durch die solare Trocknung in Grevesmühlen 295

Insgesamt können durch diese Initiativen fast 5.000 Tonnen CO2-Äquivalente gespart werden.

 

Zeitlicher Bezug

langfristig

 

Räumlicher Bezug

nordwestlicher Teil des Landkreises Nordwestmecklenburg

 

Akteure

Zweckverband Grevesmühlen

 

Weitere Informationen

Zweckverband Grevesmühlen